Nyelvröl forditàs: Német
In Berlin lag meine Chance. In Berlin war "was los". Es wurde mehr und mehr Mittelpunkt. (...) Man war fortschrittlich in Berlin. Man zeigte in den Kunsthandlungen neben Cézanne und Van Gogh auch jüngere französische Maler wie Picasso, Derain und andere, die gerade anfingen, bekannt zu werden. In Berlin gab es wunderbare Theater, einen Riesenzirkus, Kabarette, und Revuen. Bierpaläste, so groß wie Bahnhofshallen, Weinpaläste, die durch vier Etagen gingen. Sechstagen, futuristische Ausstellungen, internationales Tangotanzturnir und Strindbergzyklus im Theater an der Königgrätzerstraße - das war Berlin, als ich dort hinkam. (...)
Wir gingen fleißig in die Natur und skizzierten. Die Peripherie der wie ein Oktopus um sich greifenden Stadt zog uns gewaltig an. Wir zeichneten die noch feuchten Neubauten, die bizarren Stadtlandschaften, wo Eisenbahnen über Unterführungen dampften, Müllabladeplätze an Laubenkolonien grenzten, neben neuausgelegten Straßen schon die Asphaltkessel standen.
Wir liebten die Rummelplätze, wo seltsame Winkelartistenfamilien in buntverzierten Wohnwagen hausten. Auf Rummelplatz entdeckten wir eine grün-rot-goldene, über deren Eingang stand: "Der Tangotanz in verschiedenen Caricaturen". Der Tango war große Mode. Sechs Mädchen, auf Carmen zurechtgemacht, und ein Kavalier in orangefarbenem Frack - das war die Tangofarbe - führten ihn vor. (...)
Von Wertheim ging ich gewöhnlich zu Josty, einem alten, berühmten Kaffeehaus am Potsdamer Platz. Da saß ich stundenlang auf der Terrasse, skizzierte, beobachtete die Menschen oder ließ mir vorm eigens dafür angestellten Zeitungskellner die neuesten Zeitschriften bringen - alles zum Preis einer Tasse Kaffee.
Das Nachtleben zog mich an. Es zieht jeden jungen Menschen an; ein Motteninstinkt in uns wird fasziniert vom Bogenlampenlicht der schillernden, spiegelnden Avenuen. Da mein Freund und ich nicht genug Geld hatten, um in die großen Tanzpaläste zu gehen, mußten wir uns mit der billigeren Garnitur begnügen. Die lag meist in der Friedrichstadt, aber auch weiter herunter an der Weidendantmcr Brücke oder in der Chausseestraße und am Oranienburger Tor.
Im Cafe Oranienburger-Tor hörte ich zum ersten Mal so etwas wie eine Jazzkapelle. Mau nannte es damals eine Radaukapelle. (...) Der Kapellmeister nannte sich "Mister Meschugge" und benahm sich wie ein Wahnsinniger. Er tat so, als könne er den Lürm nicht mehr meistern, zerbrach seinen Taktstock oder hieb mit seiner Geige plötzlich einetn Musiker über den Kopf. Schließlich riß er die große Baßgeige an sich und führte mit ihr einen grotesken Kampf auf, das Ende war immer, daß er die Stücke der zersplitterten Geige ins Publikum schleuderte, das vor Entzücken brüllte und die Trümmer zurückwarf.
Ununterbrochen brachten Kellner neue Lagen Bier und Schnaps für die Kapelle. Das erhöhte die Stimmung enorm. "Meschugge" riß den Musikern die Instrumente aus den Händen, tanzte, sang, sprang plötzlich auf den Flügel und markierte einen sich kratzenden Affen, nahm dann ein großes Glas Bier, tat so, als ob dem begeisterten Publikum zuprostete und goß es dann blitzschnell einem seiner Musikanten in die Trompete... Das Publikum wälzte sich vor Lachen. (...)
In der Friedrichstadt wimmelte es von Huren. Sie standen in den Hauseingängen wie Schildwachen und flüsterten ihr stereotypes: "Kleiner, kommste mit?“ Es war die Zeit der großen Federhüte, der Federboas und des hochgeschnürten Busens. Die hin und her gesschwenkte Tasche war das Abzeichen der Gilde. Das berühmteste Hurencáfe war das Café National in der Friedrichstraße.