Source language: German
In manchen Werken ist diese Annäherung bis weit in die musikalische Faktur hinein zu verfolgen; diejenigen Zeitgenossen, die ihm dies vorhielten, waren nicht im Unrecht. Mendelssohn rechtfertigte sich einmal mit dem vielzitierten Satz: »Freilich kann mir Niemand verbieten, mich dessen zu erfreuen und an dem weiter zu arbeiten, was mir die großen Meister hinterlassen haben.« Die Äußerung war an Zelter adressiert, der seinen ehemaligen Schüler ermahnt hatte, sich nicht zu sehr dem großen Vorbild anzunähern. »Sie schienen mir in Ihrem vorigen Briefe zu furchten, ich möchte, durch Vorliebe für irgend einen der großen Meister geleitet, mich viel an Kirchenmusik machen, um mich einer Nachahmung hinzugeben«, heißt es im gleichen Brief. Mendelssohn hatte Zelter die Motette Aus tiefer Not, die später unter dem Titel Kirchenmusik als op. 23, 1 veröffentlicht wurde, zur Beurteilung zugesandt. Die Komposition kann trotz zeitgemäßer Modifizierungen an keiner Stelle ihr Modell verleugnen, die Kantate Aus tiefer Not (bwv 38) von Johann Sebastian Bach, die sich seit 1825 in einer Abschrift, die Fanny angefertigt hatte, unter den Musikalien der Geschwister Mendelssohn befand. Auch Mendelssohns Freund, der Berliner Sänger und Schauspieler Eduard Devrient, riet zu größerem Abstand von Kirchenmusik und von Bach.